Familie Helft

 

Ich bin Inge Helft, damals 16 Jahre alt. Ich bin das einzige Kind von Hiltrud und Alfred Helft, einer jüdischen Familie aus Wurzen. Mein Vater hatte ein bekanntes Geschäft namens „Louis Helft“, das seit 1884 in unserer Stadt war. Wir wohnten im selben Haus, in dem auch das Geschäft ansässig war.

Meine Kindheit war schön, ich ging in den Kindergarten und später in die Schule. Doch mit der Zeit wurde das Leben für uns immer schwerer. Nach der Reichspogromnacht 1938 wurde unser Geschäft zerstört, und wir mussten fliehen. Meine Mutter nahm meine Großmutter Lina Hartmann zu sich, doch die Gefahr wurde immer größer.

Im Juni 1939 wurde ich mit einem Kindertransport nach Belgien geschickt, um mich in Sicherheit zu bringen. Dort lebte ich in einer Kinderkolonie in den Pyrenäen, unterstützt vom Schweizer Roten Kreuz. Es war eine schwere Zeit, weil wir nur Französisch sprechen durften und immer vorsichtig sein mussten. Mit 15 Jahren drohte uns die Deportation, und ich versteckte mich oft vor der Polizei.

Meine Mutter war nach England geflohen und versuchte, ein Visum für die USA für mich zu bekommen, was leider nicht gelang. Ich musste meine Großmutter Johanne Finkenstein und Lina Hartmann zurücklassen. Sie wurden deportiert, Lina starb in Theresienstadt, und Johanne wurde vermutlich während des Transports getötet.

Wir planten eine Flucht in die Schweiz, was uns auch gelang. Doch kurz nach unserer Ankunft wurden wir gefasst und an die SS ausgeliefert. Ich wurde nach Auschwitz deportiert und dort am 27. Februar 1943, kurz vor meinem 17. Geburtstag, ermordet.

Meine Mutter überlebte den Holocaust und lebte bis zu ihrem Lebensende in London. Bis zuletzt litt sie darunter, dass sie überlebte und ich nicht gerettet werden konnte.